Die Liste (2)
Es schüttete in Strömen als Cleo das Haus für die übliche Hunderunde verliess, Uriah presste sich fast an die Hausmauer - so wie immer bei Regenwetter , die Angste des Hundes vor Regenwetter war in Anbetracht der großen, nassen Wiese bald vergessen.
Gedankenverloren schaute Cleo Uriah zu, wie diese voller Begeisterung anfing , ein Loch zu graben.. und immer weiter verschwand, bis nur noch ein halber Hund zu sehen war.
Sie verlagerte das Gewicht auf den linken Fuß. Die Schmerzen im rechten Fuß hatten langsam nachgelassen, es war erträglich geworden.
In den letzten Tagen hatte sie die Nachbarin nicht gesehen, nur gehört, aber sie hatte ihre Ruhe gehabt. Etwas mehr beunruhigte sie, daß sie über Umwege die Information bekommen hatte, daß der Vermieter Räumungsklage wegen unsachgemäßen Gebrauchs eingebracht hatte. Sie wußte zwar, daß dies aus der Welt zu schaffen war , allerdings war das wieder mühsam und mit Amtswegen verbunden, die sie hasste. Aber es führte wohl kein Weg daran vorbei. Der Vermieter stand im Übrigen nicht auf der Liste. Sie nahm sich vor, am Abend die Liste zu aktualisieren, und überlegte bei sich, ob die Nachbarin weiterhin die unbestrittene Nummer 1 bleiben sollte. Aber wer sonst sollte auf den Platz, der ja Konsequenzen nach sich zog. Sie schob die Entscheidung auf und machte sich auf den Heimweg, nachdem es ihr gelungen war die völlig verdreckte Uriah aus dem Schlammloch zu holen.
Als Kind hatte sie auch schon ein Haustier gehabt. Einen Sittich namens Erlkönig. In Blau gehalten. Priscilla, das Sittichweibchen von Mariella, ihrer Schwester. Eine ihrer Schwestern. Die sich nur noch Ella nannte, seit dem sie auf den Jazzbühnen des Landes zu Hause war. Die grüne Zilla. Und die ständigen Diskussionen, wer den Vogelkäfig putzt. Als Ältere zog sie stets den Kürzeren. Ella war , zumindestens bis ihr Bruder Leonidas auf der Welt war, das Nestscheisserl.
Ella durfte so gut wie alles: Klavierspielen - Gott, wie haßte Cleo das Blockflöte spielen, bekam neue Kleidung - sie mußte sich mit 2nd Hand Ware von gutmeinenden Freundinnen ihrer Mutter zufrieden geben, und durfte alle Tanzschulkurse bis zur höchsten Stufe besuchen. Nach dem Silberkurs befand der Herr Stiefvater, Cleo solle besser lernen, als dauernd tanzen gehen. Die Mutter schwieg dazu, wie sie zu vielem schwieg.
Zu Hause angekommen reinigte Cleo Uriah, fütterte die Kleine und kümmerte sich um die 3 Katzen. Bachmann, der schwarz-weisse Kater, halbblind, lief in Achterschleifen um ihre Beine, Turner, der kleine weiß-getigerte Lauser saß gespannt im Vorzimmer und leckte sich schon die Lippen und Overdrive, die dünne, dunkle Schildpattkatze lag quer über den Futterschüsseln, so als ob sie erwartete, daß die Futterration direkt in ihrem Schlund landen würde.
Cleo lachte und versorgte die 3 mit ausreichend Nahrung, damit sie sich dem kontemplativen Kochen zuwenden konnte.
Kochen beruhigte sie, und hob meistens ihre Laune.
Aber vorher sollten auch die Pflanzen auf dem Balkon noch einen Schluck Wasser erhalten - ausser den obligaten bunten Balkonpflanzen hatte sie seit 6 Wochen 3 ganz spezielle Pflanzen am Balkon stehen. Der junge Typ im Hanfshop hatte belustigt gelächelt, als sie sich 3 Stecklinge geholt hatte, offenbar gehörte sie a priori nicht zur Shopzielgruppe.
Cleo stellte das Nudelwasser zu , natürlich mit einem Schuss Olivenöl, schnitt Räucherlachs in schmale Streifen, nicht ohne Wegezoll an die um sie lauernden Fellnasen abzuliefern, ebenfalls das Grün von Jungzwiebel , den sie in Butter anschmurgelte. Den Lachs fügte sie hinzu, und lies beides ein wenig vor sich hin dünsten. Ein Schuss Prosecco dazu - ein Glas für die Köchin engeschenkt -, Kaffeeobers (weniger fett als Schlagobers) und dann einreduzieren lassen. Creme fraiche dazu, reichlich frische, grobgehackte Dille, Pfeffer aus der Mühle, Deckel drauf, Hitze zurück. Sie nahm die ganz dünnen Spaghetti, die mochte sie sehr, und liess sie ins bereits sprudelnde Wasser gleiten.
Nach ein paar Minuten war schon fast soweit, ein paar Löffel Nudelwasser zur Sauce, sowie ein Stück eiskaltes Wasser, Spagehtti abgegeossen und in den Topfzurückgegeben, die Sauce 2-3 mal durchrühren, mit den Nudeln vermengen...
Cleo richtete sich eine großzügige Portion an, hobelte frischen Grana drüber, und mit Pasta, Glas und Proseccoflasche machte sie es sich auf dem Sofa gemütlich.
Heute würde sie wohl nicht mehr an der Liste arbeiten, sie was viel zu friedlich gestimmt, morgen war ja auch noch ein Tag. Sie genoss den Abend, lauschte Autumn Leaves, gespielt vom wunderbaren Cannonball Adderley am Alt Saxophon, Miles Davis auf der Trompete, Hank Jones am Klavier, am Bass Sam Jones und Art Blakey am Schlagzeug.
Sie liebte dieses Stück, die Musik legte sich wie ein weicher und warmer Mantel über sie, die regenreine Luft wehte angenehm kühl herein und für diesen Moment spürte sie sowas wie Glück und Freude in ihrem Herzen.
(Fortsetzung folgt)
Gedankenverloren schaute Cleo Uriah zu, wie diese voller Begeisterung anfing , ein Loch zu graben.. und immer weiter verschwand, bis nur noch ein halber Hund zu sehen war.
Sie verlagerte das Gewicht auf den linken Fuß. Die Schmerzen im rechten Fuß hatten langsam nachgelassen, es war erträglich geworden.
In den letzten Tagen hatte sie die Nachbarin nicht gesehen, nur gehört, aber sie hatte ihre Ruhe gehabt. Etwas mehr beunruhigte sie, daß sie über Umwege die Information bekommen hatte, daß der Vermieter Räumungsklage wegen unsachgemäßen Gebrauchs eingebracht hatte. Sie wußte zwar, daß dies aus der Welt zu schaffen war , allerdings war das wieder mühsam und mit Amtswegen verbunden, die sie hasste. Aber es führte wohl kein Weg daran vorbei. Der Vermieter stand im Übrigen nicht auf der Liste. Sie nahm sich vor, am Abend die Liste zu aktualisieren, und überlegte bei sich, ob die Nachbarin weiterhin die unbestrittene Nummer 1 bleiben sollte. Aber wer sonst sollte auf den Platz, der ja Konsequenzen nach sich zog. Sie schob die Entscheidung auf und machte sich auf den Heimweg, nachdem es ihr gelungen war die völlig verdreckte Uriah aus dem Schlammloch zu holen.
Als Kind hatte sie auch schon ein Haustier gehabt. Einen Sittich namens Erlkönig. In Blau gehalten. Priscilla, das Sittichweibchen von Mariella, ihrer Schwester. Eine ihrer Schwestern. Die sich nur noch Ella nannte, seit dem sie auf den Jazzbühnen des Landes zu Hause war. Die grüne Zilla. Und die ständigen Diskussionen, wer den Vogelkäfig putzt. Als Ältere zog sie stets den Kürzeren. Ella war , zumindestens bis ihr Bruder Leonidas auf der Welt war, das Nestscheisserl.
Ella durfte so gut wie alles: Klavierspielen - Gott, wie haßte Cleo das Blockflöte spielen, bekam neue Kleidung - sie mußte sich mit 2nd Hand Ware von gutmeinenden Freundinnen ihrer Mutter zufrieden geben, und durfte alle Tanzschulkurse bis zur höchsten Stufe besuchen. Nach dem Silberkurs befand der Herr Stiefvater, Cleo solle besser lernen, als dauernd tanzen gehen. Die Mutter schwieg dazu, wie sie zu vielem schwieg.
Zu Hause angekommen reinigte Cleo Uriah, fütterte die Kleine und kümmerte sich um die 3 Katzen. Bachmann, der schwarz-weisse Kater, halbblind, lief in Achterschleifen um ihre Beine, Turner, der kleine weiß-getigerte Lauser saß gespannt im Vorzimmer und leckte sich schon die Lippen und Overdrive, die dünne, dunkle Schildpattkatze lag quer über den Futterschüsseln, so als ob sie erwartete, daß die Futterration direkt in ihrem Schlund landen würde.
Cleo lachte und versorgte die 3 mit ausreichend Nahrung, damit sie sich dem kontemplativen Kochen zuwenden konnte.
Kochen beruhigte sie, und hob meistens ihre Laune.
Aber vorher sollten auch die Pflanzen auf dem Balkon noch einen Schluck Wasser erhalten - ausser den obligaten bunten Balkonpflanzen hatte sie seit 6 Wochen 3 ganz spezielle Pflanzen am Balkon stehen. Der junge Typ im Hanfshop hatte belustigt gelächelt, als sie sich 3 Stecklinge geholt hatte, offenbar gehörte sie a priori nicht zur Shopzielgruppe.
Cleo stellte das Nudelwasser zu , natürlich mit einem Schuss Olivenöl, schnitt Räucherlachs in schmale Streifen, nicht ohne Wegezoll an die um sie lauernden Fellnasen abzuliefern, ebenfalls das Grün von Jungzwiebel , den sie in Butter anschmurgelte. Den Lachs fügte sie hinzu, und lies beides ein wenig vor sich hin dünsten. Ein Schuss Prosecco dazu - ein Glas für die Köchin engeschenkt -, Kaffeeobers (weniger fett als Schlagobers) und dann einreduzieren lassen. Creme fraiche dazu, reichlich frische, grobgehackte Dille, Pfeffer aus der Mühle, Deckel drauf, Hitze zurück. Sie nahm die ganz dünnen Spaghetti, die mochte sie sehr, und liess sie ins bereits sprudelnde Wasser gleiten.
Nach ein paar Minuten war schon fast soweit, ein paar Löffel Nudelwasser zur Sauce, sowie ein Stück eiskaltes Wasser, Spagehtti abgegeossen und in den Topfzurückgegeben, die Sauce 2-3 mal durchrühren, mit den Nudeln vermengen...
Cleo richtete sich eine großzügige Portion an, hobelte frischen Grana drüber, und mit Pasta, Glas und Proseccoflasche machte sie es sich auf dem Sofa gemütlich.
Heute würde sie wohl nicht mehr an der Liste arbeiten, sie was viel zu friedlich gestimmt, morgen war ja auch noch ein Tag. Sie genoss den Abend, lauschte Autumn Leaves, gespielt vom wunderbaren Cannonball Adderley am Alt Saxophon, Miles Davis auf der Trompete, Hank Jones am Klavier, am Bass Sam Jones und Art Blakey am Schlagzeug.
Sie liebte dieses Stück, die Musik legte sich wie ein weicher und warmer Mantel über sie, die regenreine Luft wehte angenehm kühl herein und für diesen Moment spürte sie sowas wie Glück und Freude in ihrem Herzen.
(Fortsetzung folgt)
viennacat - Freitag, 1. August 2014, 19:59